Das heutige Taekwondo kann sowohl als traditionelle Kampfkunst, als auch als moderner (Wett-)Kampfsport bezeichnet und betrieben werden. Die Bezeichnung Taekwondo setzt sich zusammen aus den drei Silben Tae (steht für alle Fußtechniken), Kwon (bezeichnet alle Handtechniken) und Do (geistiger Weg) und kann frei Übersetzt werden mit „Der Weg um durch Kampftechniken mit Fuß und Hand zu geistiger Reife zu gelangen“. Im Vergleich zu anderen Kampfkünsten Ostasiens zeichnet sich Taekwondo insbesondere durch seine sehr ausgefeilten Fußtechniken aus, die häufig zum Kopf des Gegners in gedrehter und gesprungener Form ausgeführt werden.
Im Ursprungsland Südkorea ist Taekwondo Nationalsport und wird von allen Sozial- und Altersschichten ausgeübt. Dort ist Taekwondo auch Teil des Schulsports und auch Teil der Militärausbildung.
Taekwondo als solches ist kein einheitliches System, sondern gliedert sich, wie viele andere Kampfkünste und Kampfsportarten auch in unterschiedliche Stile. Allgemein kann man grob von drei unterschiedlichen Richtungen sprechen, die sich in Wettkampf, Bewegungsformen, Technikbezeichnungen und grundlegenden Prinzipien unterscheiden.
1) Kukki-Taekwondo, vertreten durch das Kukkiwon und die World Taekwondo Federation WTF
2) Chang Hon Taekwondo, vertreten durch die International Taekwondo Federation ITF
3) Diverse kleine Stile, vertreten durch einzelne Großmeister
Geschichte
Korea hat, wie viele andere Länder Ostasiens auch, eine sehr lange Kampfkunsttradition. Die historischen Kampfkünste Koreas, von denen die bekanntesten Subak und Taekkyon sind, haben ihrerseits eine sehr wechselhafte Geschichte durchlebt. Erste schriftliche und bildliche Zeugnisse über Kampfkunst auf der Koreanischen Halbinsel sind bereits aus der Antike vorhanden. Kämpferische Fähigkeiten wurden zum einen von Soldaten praktiziert, zum anderen aber auch von den bäuerlichen Schichten. Letztere wiederum nutzen Kampftechniken zur zivilen Selbstverteidigung aber in besonderem Maße auch Spiel und Performance bei rituellen Festen. Mit dem Aufkommen des Konfuzianismus als Staatsreligion in der Neuzeit verloren Kampfkünste vor allem in den gebildeten Schichten an Ansehen, da generell alle körperlichen Tätigkeiten als minderwertig angesehen wurden. Die japanische Besatzung Koreas von 1910 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges ließ die koreanischen Kampfkunsttraditionen schließlich fast vollständig aussterben.
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden vor allem in und um Seoul herum die ersten Kampfkunstschulen gegründet, die sich später zum heutigen Taekwondo zusammenschließen sollten. Sie nannten ihre Stile meist Tangsoodo oder Kongsoodo und unterrichteten eine Mischform aus eigenen und importierten Kampftechniken.
Zunächst waren es fünf dieser Schulen, später entwickelten sich aus den ersten fünf noch weite vier Schulen. Diese neun Schulen, oder Stile, waren es, die sich in den späten 1950er Jahren und frühen 1960er Jahren zusammenschlossen und das heutige Taekwondo gründeten. Diese neun Schulen, oder Kwan, waren:
Song Moo Kwan (Rho Byung Jick, 1944)
Chung Do Kwan (Lee Won Kuk, 1944)
Moo Duk Kwan (Kwang Kee, 1946)
Chang Moo Kwan (Yoon Byung In, 1946)
Yun Moo Kwan/Ji Do Kwan (Chung Sang Sup, 1946)
Han Moo Kwan (Lee Kyo Yoon, 1945)
Oh Do Kwan (Choi Hong Hee/Nam Tae Hee/Han Cha Kyo, 1955)
Kang Duk Won (Park Chul Hee/Hong Jong Pyo, 1956)
Jung Do Kwan (Lee Yong Woo, 1956)
Mitte der 1960er wurde ein erstes gemeinsames Regelwerk für denn Wettkampf im Sparring geschaffen. Somit war auch der Weg für Taekwondo als Wettkampfsport geebnet. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entwickelte sich sowohl die Technik als auch die Organisationsform des Taekwondo weiter. Abspaltungen fanden statt, die dazu führten, dass die heute Unterscheidung der Weltverbände und Stile herrscht.
Der Stil vertreten durch die WTF und das Kukkiwon ist heute der einzige von der Südkoreanischen Regierung anerkannte. Dieser Stil war es auch, der 1988 im Rahmen der Olympischen Spiele zunächst Demonstrationssportart und 2000 dann offizielle Wettkampfdisziplin wurde. Weiterhin wird Taekwondo auch bei den Olympischen Spielen 2016 als Wettkampfdisziplin vertreten sein. Seit 2006 ist auch der Formenwettkampf Wettkampfdisziplin auf Weltebene.
Taekwondo – Wichtiges im Überblick
Das in der Sportakademie Seo praktizierte Taekwondo, das Kukki-Taekwondo oder WTF-Taekwondo, gliedert sich in verschiedene Disziplinen, die in ihrer Gesamtheit eine ganzheitliche Ausbildung im Hinblick auf Körper und Geist ermöglichen sollen.
Diese Disziplinen sind:
Kibon (Grundschule)
Poomsae (Bewegungsformen)
Kyorugi (Freikampf)
Hoshinsul (Selbstverteidigung)
Kyokpa (Bruchtest)
Die SchülerInnen tragen beim Training eine besondere Uniform, den Dobok, und einen verschiedenfarbigen Gürtel, den Ty. Die Farbe des Gürtels ist abhängig vom Grad den der/die SchülerIn erreicht hat. Diese beginnen bei weiß, gehen dann über gelb, orange, grün, blau und braun zu schwarz. Die Fähigkeiten werden in regelmäßigen stattfindenden Prüfungen unter Beweis gestellt, auf die dann – bei bestehen – der nächst höhere Gürtel folgt.
Es gibt dabei 10 Schülergrade (Kup) und 10 Lehrgrade (Dan). Während die Schülergrade bei Aufstieg in der Regel die Farbe wechseln, tragen alle Lehrgrade den schwarzen Gürtel.
Empfohlene Literatur:
Kukkiwon Taekwondo Textbook (Hrsg.: Kim Joon Young), O-Sung Publishing Co., Seoul: 2011 (4. Ausgabe).
Lee, Kyong Myong/Kang, Won Sik A Modern History of Taekwondo, Bokyung Moohwasa Verlag, Seoul: 1999 .
Minarik, Martin TAEKWONDO ZWISCHEN SPEKTAKEL UND RITUAL. Kampfkunst im sozialpolitischen Kontext, Promedia Verlag, Wien: 2014